Der Schwerbehindertenbeauftragte der Stadt Bremen Dr. Joachim Steinbrück und Wilma Pannen vom Verein Hand zu Hand e.V. begrüßen die Interessierten.
Sabine Fries (links im Bild) hat im Jahr 2012 an der sogenannten Bielefelder Studie mitgearbeitet.
Diese Studie befasste sich mit der „Lebenssituation und Belastungen von Frauen
mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in Deutschland“.
Das traurige Ergebnis der Studie ist: Mädchen und Frauen mit Behinderungen und
Beeinträchtigungen sind besonders häufig von jeglichen Formen von Gewalt
betroffen.
Und unter den Mädchen und Frauen mit Behinderung sind gehörlose Mädchen und
Frauen die am stärksten betroffene Gruppe.
Ca. jede zweite gehörlose Frau erlebt in Kindheit, Jugend oder als Erwachsene
sexualisiert Gewalt.
Der Vortrag von Sabine Fries ging aber über die Beschreibung der Zahlen und
Ergebnisse hinaus und so erfuhren wir Zuschauenden einiges über die zusätzlichen
Risikofaktoren im Leben von gehörlosen Mädchen und Frauen.
Sabine Fries lenkte beispielsweise die Aufmerksamkeit der Interessierten darauf,
was es für das Selbstbild und den Selbstwert eines Kindes bedeutet, in seiner
Körperlichkeit von den Eltern nicht als „wunderbar“, sondern als „krank“ und „falsch“
wahrgenommen zu werden. Ein geringer Selbstwert ist ein Risikofaktor, denn er
verhindert, dass Mädchen sich wehren, weil sie sich selber für schützenswert halten.
Ebenfalls berichtete Sabine Fries über die fatalen Auswirkungen der fehlenden
Kommunikation in Gebärdensprache mit den Eltern, Lehrern, Bezugspersonen.
Dadurch entsteht eine Kommunikationsbarriere und es fehlen kommunikativ vertraut
Menschen bei denen die Betroffenen sich so sicher fühlen, dass sie sich anvertrauen
können.
Aber auch der andauernde Umgang mit Fachmenschen aus Heilberufen die das Kind
berühren dürfen (Ärzt_innen / Logopäd_innen) und die fehlende kommunikative
Rahmung (wann ist das ok, wann nicht) sowie die durch die Kommunikationsbarriere
fehlende Aufklärung über Sexualität tragen zu den Risikofaktoren bei.
Über Risikofaktoren und Präventionsmöglichketen forscht Sabine Fries derzeit
zusammen mit Dr. Monika Schröttle.
Nach diesem beeindruckenden Vortrag sind wir nun sehr gespannt auf die
Ergebnisse der jetzigen Forschung.
Wir hoffen, dass sich möglichst viele Menschen dafür nicht nur interessieren, sondern auch engagieren werden.
Führung durch die Ausstellung "Was sehen Sie Frau Lot?"
mit Sabine Fries
Sabine Fries bespricht das Kunstwerk
'Mein 10. Geburtstag' von Maria Mathieu
Wände + Kinderzimmermöbel deuten mit dem Teppich auf ein gewöhnliches Wohnzimmer hin.
Was von der Norm abweicht ist, hier ist alles schräg, scheint einzustürzen.
Die Welt eines betroffenen Mädchens / Jungen ist zwangsläufig eine verschobene, unwirklich gewordene,
da die Personen, die Sicherheit geben müssten, das natürliches Gefühl von Richtig + Falsch verdrehen,
es unter Androhung von Strafe aberkennen.
Sabine Fries bespricht das Kunstwerk
'2000 = 100 = 15 = 3 = 10 = 2' von Renate Bühn
Diese Installation und der Titel greift als zentrales Thema den Täterschutz und unsere Rechtssprechung
bei sexuellem Missbrauch auf. In der Dunkelzifferschätzung von 1:20 sind von 2.000 sexuellen Gewalttätern nur 100
mit einer Anzeige bedroht und nur wenige Täter/Täterinnen müssen mit einer Haftstrafe rechnen.
In Anlehnung an eine
Auswertung von 100 Strafverfahren bzg. sexueller Gewaltverbrechen an Kindern durch das Institut für Forensische
Psychiatrie Berlin 1993 von Dr. Renate Volbert:
Von 100 Anzeigen wurden von der Staatsanwaltschaft schon 85 Fälle
gar nicht erst aufgenommen und
nur 15 Fälle in einem Gerichtsverfahren verhandelt.
Davon wurden 3 Täter freigestellt
und 10 Täter erhielten eine Bewährungsstrafe.
Nur 2 Täter wurden mit einer Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt.
Führung durch die Ausstellung "Was sehen Sie Frau Lot?" für
gehörlose und hörgeschädigte Schüler_innen
der Marcus Allee am 23.Oktober 2014"
Hand zu Hand e.V. in Kooperation mit der Schule an der Marcus Allee
Führungen mit Gebärdensprache für Jungen
Hand zu Hand e.V. in Kooperation mit der Schule an der Marcus Allee und dem Bremer Jungenbüro
WenDo/Selbstverteidigungskurs für Frauen von Hand zu Hand e.V. in Gebärdensprache
Am Samstag, den 25.10. 2014 hat ein ganztägiger WenDo Kurs für gehörlose Frauen im Gehörlosenfreizeitheim e.V., Bremen stattgefunden.
Wilma Pannen vom Verein Hand zu Hand e.V. hat diesen Kurs im Gehörlosenfreizeitheim in Bremen selber durchgeführt.
WenDo bietet eine Kombination aus Übungen zum Selbstwertgefühl, Selbstbehauptung und Selbstverteidigung.
Der WenDo Kurs stand im Kontext der Ausstellung „Was sehen Sie Frau Lot?“.
Aus diesem Grund wurde auch das Thema sexualisierte Gewalt im Kurs thematisiert und über die Möglichkeit einer kostenfreien Therapie bei Hand zu Hand e.V. informiert.
Gebärdensprachvideo mit Infos über die Ausstellung in Bremen: